Vamanu by H. G. Ewers
Autor:H. G. Ewers [Ewers, H. G. ]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Die Kosmische Hanse, Perry Rhodan, Science Fiction
Herausgeber: Pabel-Moewig Verlag GmbH
veröffentlicht: 1981-08-18T01:00:00+00:00
7.
Irgend etwas weckte ihn mitten in der Nacht. Daß es Nacht war, sah er beim Blick durch das weit offene Fenster.
Siska Taoming wälzte sich auf die andere Seite. Doch dann wurde ihm bewußt, daß er ein schleifendes Geräusch gehört hatte. Er drehte sich wieder um, setzte sich auf und rieb sich die Augen, dann tastete er nach dem Sensor für die Beleuchtung.
Es wurde taghell. Siska musterte den Teppichboden, die Sitzecke mit dem schweren Synthoholztisch, den Servoanschluß und die verschlossene Tür zur Naßzelle. Er vermochte nichts Ungewöhnliches zu entdecken - und er hörte auch nichts mehr außer dem eigenen Atem und dem bedächtigen Rauschen des Nachtwinds in den Blättern der Bäume draußen vor der Rasthütte.
Schon fragte er sich, ob er sich das Geräusch nur eingebildet hatte, da hörte er es wieder: ein leises Schleifen und dazu ein schlürfendes Atmen, wenn es so etwas wie ein schlürfendes Atmen überhaupt gab.
Irgendein kleines Tier mußte sich in seine Kabine verirrt haben. Eine Fledermaus vielleicht oder ein Nachtvogel. Nein, eine Fledermaus sicher nicht. Fledermäuse verirrten sich nicht, und falls eine Fledermaus versehentlich in seine Kabine geflattert war, dann hätte sie mit Hilfe ihres Ultraschallortungsorgans gleich wieder hinausgefunden.
Eine Schlange?
Es gab Schlangen im Kiulin-Schan-Gebirge, sogar einige giftige Arten. Siska hatte selbst schon welche beobachtet. Aber Schlangen konnten die spezialbeschichtete Hüttenwand niemals heraufkriechen, die aufgetragene Fluorverbindung war eisglatt.
Wieder hörte er ein Geräusch - und diesmal erstarrte der Junge vor Verblüffung, denn es war ein Geräusch gewesen, das wie das leise Weinen eines Säuglings geklungen hatte, und es war unter seinem Bett hervorgekommen.
Und das war schlechterdings unmöglich, selbst wenn er von der phantastischen Annahme ausging, daß es sich um einen teleportativ begabten Säugling handelte - denn wie sollte sich ein unerfahrener Säugling an einen ihm fremden Ort teleportieren!
Doch da ertönte das Geräusch wieder, und diesmal hielt es lange genug an, um dem Jungen jeden Zweifel zu nehmen. Es handelte sich zweifelsfrei um das Weinen eines Säuglings.
Siska sprang mit einem Satz aus dem Bett, öffnete die Tür seiner Kabine und wollte rufen. Er rief jedoch nicht, weil er sich daran erinnerte, daß er der einzige Gast der Rasthütte war.
Natürlich wäre sein Rufen dennoch nicht ungehört verhallt. Der Zentrale Hüttencomputer hätte es ebenso gehört wie alle Servoroboter, aber Siska fürchtete sich davor, sich vor ihnen zu blamieren - obwohl er wußte, daß seine Furcht irreal war.
Eine Weile blieb er unter der Tür stehen, dann ging das leise Weinen in ein Wimmern über. Das gab den Ausschlag. Wie immer ein Säugling unter sein Bett gekommen war, er durfte ihn in seiner offenbar hilflosen Lage nicht sich selbst überlassen.
Er kehrte in die Schlafkabine zurück, legte sich auf den Boden und spähte in den etwa fünfzehn Zentimeter großen Zwischenraum von Bettunterkante und Fußboden.
Es war fast ganz dunkel dort, aber Siska sah dennoch, daß sich etwas bewegte, etwas, das größer als ein Säugling war und zugleich flacher.
Und dann streckte sich ein dünnes fadenähnliches Gebilde ins Licht. Beinahe hätte Siska es für eine Schlange gehalten, aber dann entdeckte er am Ende des Gebildes ein menschliches Auge, das ihn ängstlich anstarrte.
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